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Citizen Science Zürich

CSZ auf dem Forum Citizen Science in Hamburg

Das diesjährige Forum Citizen Science stand unter dem Motto «Mit:Wirkung» und fand bei milden Temperaturen und viel Sonnenschein im goldenen Herbst im Hamburg statt. Wir waren mit zwei Formaten – einem Workshop und einem Poster – vertreten und geben im Folgenden ein paar Einblicke in das zweitägige Event.

Keynote mal anders

Den Auftakt der Veranstaltung läutete ein klassisches Konferenzformat ein. Die Keynote war in ihrer Ausrichtung und Ausführung jedoch alles andere als klassisch akademisch – und überzeugte damit das heterogene Citizen Science-Publikum sichtlich und spürbar. Am auffälligsten gleich zu Beginn: Anstatt einer Person standen gleich acht Personen auf der Bühne und teilten sich den Vortrag «Mit.Wirkung. Nachhaltige Forschungskooperationen aufbauen und Gesellschaft gestalten» zu gleichen Teilen.

Die Vortragenden zeigten eindrucksvoll, wie die Stadtteillabore in Bochum Hustadt und Hamburg Veddel durch lokale, langfristige Zusammenarbeit zwischen universitären und ausseruniversitären Akteur*innen zu individuellen und kollektiven Veränderungen führt. Durch neue Perspektiven, Anerkennung und Aktivismus entstehen Beziehungen, Hoffnung und konkrete Veränderungen vor Ort. Im Vortrag wurden drei zentrale Ebenen der partizipativen Projektarbeit hervorgehoben und erläutert: die epistemische, methodische und strukturelle Ebene.

Epistemische Ebene: Wissen durch Co-Forschende

Durch die enge Zusammenarbeit mit Co-Forschenden vor Ort wird neues Wissen erzeugt, das die rein akademische Praxis übersteigt. Citizen Science ermöglicht einen anderen Zugang zu Menschen in den Stadtteilen und eröffnet ein multiperspektivisches Verständnis. Dies führt dazu, dass neue Fragen aufgeworfen und bestehende Annahmen hinterfragt werden. Besonders wichtig ist dabei die kritische Auseinandersetzung mit der Frage, inwiefern die Forschung für die Menschen im Viertel tatsächlich von Nutzen ist. So erhalten marginalisierte Perspektiven eine Stimme, und die Relevanz von Forschung wird aus einem neuen Blickwinkel betrachtet.

Methodische Ebene: Neue Wege der Wissensproduktion

Partizipative Forschungsansätze hinterfragen klassische akademische Methoden und Methodologien der Wissensproduktion und regen das Erproben abgewandelter oder neuer Formate an. In den Stadtteillaboren wurden innovative Formate wie das „offene Wohnzimmer“ entwickelt, bei dem Sofas vor Ort in Wohnvierteln aufgestellt wurden, um Menschen zu persönlichen Gesprächen über ihre Lebenssituation einzuladen. Solche Ansätze sind unkonventionell und stellen die wissenschaftliche Praxis vor Herausforderungen – etwa, wenn es um die Durchführung von Audio-Aufnahmen oder das Einholen von informed consent (informiertes Einverständnis zur Teilnahme an der Forschung) geht.

Strukturelle und institutionelle Ebene: Barrieren überwinden

Partizipative Forschung fordert ebenfalls institutionelle Strukturen heraus, hinterfragt diese kritisch und sucht nach Öffnungen. Die Vortragenden zeigten auf, dass es neue Stellen im Mittelbau braucht, speziell für Stadtteilforschung, sowie Fördermittel, um diese wichtige Arbeit zu unterstützen. Zugleich müssen Forschung und Lehre zugänglicher gemacht werden – Stadtteilforschende sollten aktiv an Hochschulen mitwirken können. Im Rahmen des Projekts konnte dies erreicht und bestehende Barrieren überwunden werden, sodass Citizen Scientists eigene Lehrveranstaltungen an Hochschulen anbieten können.

Fazit: Gesellschaftlicher Wandel durch Citizen Science

Die Stadtteillabore in Bochum Hustadt und Hamburg Veddel verdeutlichen das Potenzial von Citizen Science, gesellschaftliche Strukturen nachhaltig zu verändern. Wie Deleuze und Guattari es mit ihrer Rhizom-Metapher beschreiben, können multidimensionale Triebe aus diesen Projekten entstehen, die zu mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit führen. Projekte wie EMPOWER, bei dem Interviews in den Erstsprachen der Teilnehmenden durchgeführt wurden, zeigen zudem, dass die Bereitschaft, sich auf Unsicherheiten einzulassen, der Schlüssel für gesellschaftlichen Wandel ist.

Workshop

Ein Jahr nachdem wir die Vorlage für Wirkungsnarrative erstellt hatten, bot sich mit dem Forum Citizen Science die perfekte Gelegenheit, das fertige Produkt zu testen. Unter dem Titel «Wirkung überzeugend sichtbarmachen – Schritt für Schritt!» boten wir den Teilnehmenden einen Workshop, der nicht nur in die Benutzung der Vorlage einführte, sondern auch zu einer Schärfung des Bewusstseins für effektive Kommunikation von Wirkung im Allgemeinen verhalf. Dies bestätigte das positive Feedback der Teilnehmenden. Sie berichteten, wie die Vorlage nicht nur als Stütze beim Verfassen eines zielgruppenspezifischen Textes hilft, sondern auch wertvolle Denkanstösse zum Thema Projektwirkung liefert: welche Informationen braucht es für die Kommunikation der Projektwirkung? Welche liegen bereits vor und welche müssen eventuell durch eine Evaluation erhoben werden? Eine Teilnehmende bemerkte, dass die Vorlage auch beim Verfassen eines Projektantrags Inspiration liefern könnte. Wir freuen uns über die vielzähligen Rückmeldungen und nehmen diese in unsere Überlegungen zur Konzeption zukünftiger Angebote auf.

Poster

Weiterhin waren wir am Forum mit dem interaktiven Poster «Forschung.Mit.Wirkung» vertreten, auf dem wir die Angebote von Citizen Science Zürich entlang des Forschungsprozesses vorstellten und Teilnehmende dazu einluden, ihre Perspektiven auf das Thema Projektwirkung und Gelingensbedingungen zu teilen. Wir führten zahlreiche spannende Gespräche und lernten Personen aus unterschiedlichen Kontexten kennen, die sich für den Aufbau institutioneller Citizen Science Strukturen im Hochschulumfeld oder Aus- und Weiterbildungsangebote interessierten.

Wir bedanken uns bei Mit:forschen! und der Universität Hamburg für die Organisation und freuen uns, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein!

Habt ihr Fragen oder Anregungen zum Thema Wirkung und Mitwirkung? Kommt auf uns zu und wir überlegen gemeinsam weiter!

Redaktion: Melanie Brand, Alessandro Rearte
Fotos: Melanie Brand

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