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Der Verband der Museen der Schweiz hat eine Broschüre veröffentlicht, die einen Einblick in die Eigenarten, den Ablauf und die wichtigsten Akteursgruppen von Citizen Science im Museum bietet. Wir haben das Wichtigste für Euch zusammengefasst.
Museen haben einen ganz besonderen Stellenwert in Citizen Science. Sie sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren und an denen Wissen vermittelt wird. Museen eignen sich daher in besonderer Weise als Schnittstellen und Brückenbauerinnen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Sei es um eigene Citizen Science-Projekte umzusetzen, oder aber als lokale Fachinstitutionen beispielsweise Hochschulen als Projektpartner zu unterstützen.
Durch Citizen Science werden Museen nicht nur in ihrer Arbeit unterstützt, sondern sie können auch ihre Bindung zu den Besucher*innen stärken. Der direkte Kontakt und das gemeinsame Forschen macht das Museum nahbarer und vergrössert das Vertrauen zum Museum. Zudem können Museen ihre Angebote auch ausserhalb der Museumsräumlichkeiten anbieten: draussen in der Natur oder digital bei den Bürger*innen zu Hause. Und damit auch neues Publikum erreichen.
Nicht immer ist Citizen Science die beste Lösung. Für Museen ist es dann sinnvoll ein partizipatives Forschungsprojekt zu lancieren, wenn beispielsweise Wissen gebraucht wird, das im Museum nicht vorhanden ist oder von den Museumsfachleuten nicht abgedeckt werden kann. Dies kann sowohl lokales Wissen als auch Erfahrungswissen sein, das bisher nicht schriftlich festgehalten wurde. Ein weiterer Grund kann sein, dass eine grosse Menge an Daten über einen längeren Zeitraum oder über eine weite räumliche Distanz gesammelt und ausgewertet werden soll. Auch dann ist es zweckmässig, Bürger*innen zum Mitforschen aufzurufen.
Eine gute und gewissenhafte Projekt-Vorbereitung ist das A und O. Es ermöglicht, die Citizen Scientists von Anfang an transparent über den Ablauf und die Ziele des Projektes zu informieren und sie darin einzubeziehen. In die Planung eines Citizen Science-Projektes fallen verschiedene Bereiche. Die Forschungsfrage muss identifiziert, das Team zusammengestellt und die Rollen verteilt werden. Die anzuwendenden Methoden, die Einbindung von Teilnehmenden und das Datenmanagement müssen definiert werden. Und schliesslich sollte auch besprochen werden, wie und wann die Resultate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und die Evaluation des Projektes vonstattengehen soll.
Citizen Science geht nicht allein. Zum Gelingen eines Citizen Science-Projektes tragen die Citizen Scientists und das Museumsteam wesentlich bei. Es lohnt sich auch, sinnvolle weitere Kooperationen einzugehen. Gibt es Gruppierungen, die als sogenannte Multiplikator*innen das Projekt in ihren Netzwerken bekannt machen könnten? Gibt es Projekte, die etwas ähnliches gemacht haben und Synergien, die genutzt werden könnten? Sind Akteure aus Forschung und Verwaltung interessiert am Thema und den Resultaten? Manchmal macht es zudem Sinn, sich für gewisse Bereiche, wie zum Beispiel Ethik, Recht oder Kommunikation, professionelle Unterstützung zu holen. Und je nach Projektfinanzierung ist es nötig, auch zusätzliche finanzielle Partner einzubeziehen.
Citizen Science ist nicht zwingend besser, je mehr Menschen mitmachen. Wichtig ist, dass die Teilnehmenden motiviert sind, passende Interessen und Fähigkeiten mitbringen und sich zeitlich engagieren können. Darum ist es wichtig, sich zu überlegen, wer genau für das Beantworten der Forschungsfrage gesucht wird und worin die Interessen dieser Personen bestehen. Warum sollten sie mitmachen? Was motiviert sie? Und wie werden sie ins Projekt eingebunden?
Der Faktor Zeit ist für Citizen Science-Projekte sehr wichtig. Es muss ausreichend Zeit eingeplant werden: für die Klärung von Erwartungen und die Verteilung von Rollen, für das Testen der Forschungsmethode in einer Kleingruppe, für das Suchen und Einbinden von Citizen Scientists, für allfällige Schulungen und für Unerwartetes. Da in Citizen Science-Projekten oft Daten gesammelt, aufbewahrt und öffentlich gemacht werden, muss sich das Projekt mit den Themen Datenschutzrechte, Urheberrechte oder ethische Grundsätze auseinandersetzen. Oft lohnt es sich, diesbezüglich Expert*innen beizuziehen. Und schliesslich lauern auch ein paar Kommunikationsfallen, die es zu vermeiden gilt. Eine zielgruppenangepasste, transparente und wertschätzende Kommunikation sowie ein regelmässiges Austauschen mit den Citizen Scientists ist essenziell.
Die Broschüre wurde vom Verband der Museen der Schweiz herausgegeben und von Pia Viviani der catta GmbH verfasst. Citizen Science Zürich stand dabei beratend zur Seite.
Ursina Roffler