Navigation auf uzh.ch
Wer an einem Citizen Science-Projekt mitwirkt, erwirbt neue Kompetenzen. Warum es wichtig ist, diese den Teilnehmenden mittels einer Dokumentation oder Bestätigung auszuweisen und wie ein solcher Kompetenznachweis aussehen kann, dazu mehr in diesem Artikel.
Was ist Eure bisherige Erfahrung mit Citizen Science-Projekten – unabhängig davon, ob Ihr in der Funktion der Projektleitung, als Forschend*e oder als Bürger*in involviert wart: Wurde bei diesen Projekten klar kommuniziert, welche Kompetenzen für eine Teilnahme erforderlich waren? War klar, welche und wie viele Kompetenzen durch eine Projektteilnahme erworben werden? Haben die am Projekt Beteiligten eine Dokumentation oder Bestätigung für die durch ihre Teilnahme erworbenen Kompetenzen erhalten? Wenn nicht, dann seid Ihr nicht die Einzigen.
Zusammen mit Schweiz forscht haben wir (damals noch als PWA) an der Österreichischen Citizen Science Konferenz im Juni 2022 den Workshop «The potential of making competences acquired through Citizen Science visible» durchgeführt. Bei diesem Workshop hat sich gezeigt, dass der Erwerb von Kompetenzen in Citizen Science-Projekten selten diskutiert wird. Und das obwohl es unzählige gute Gründe gibt, weshalb es wichtig ist, die erworbenen Kompetenzen und das Neugelernte der Citizen Scientists auszuweisen.
Die Empfehlungen zur Sichtbarmachung von bei Citizen Science-Projekten erworbenen Kompetenzen basieren auf dem oben erwähnten Workshop und sind in Zusammenarbeit mit Schweiz forscht und den Workshopteilnehmenden erarbeitet worden. Je nach Empfehlung haben wir zudem extra für unsere Community Beispiele und Vorlagen gestaltet, die heruntergeladen und bearbeitet werden können! Die Empfehlungen sind nicht in allen Citizen Science-Projekten gleichermassen umsetzbar. Sie bieten aber einen Überblick über bestehende Möglichkeiten und greifen die am Workshop angesprochenen Erfahrungen, Chancen und Herausforderungen sowie Best Practices auf.
Zertifikate sind idealerweise spezifisch und individuell – auf das Projekt, die Aktivitäten des Teilnehmers, aber auch auf Aspekte, die von potenziellen Arbeitgebern geschätzt werden, bezogen. Da die Erstellung solcher Zertifikate in Projekten mit einer grossen Anzahl Teilnehmer*innen jedoch zeitaufwändig ist, darf bei knappen Personalressourcen auch eine allgemeinere Teilnahmebestätigung ausreichen.
Im besten Fall werden Nachweise gemeinsam in einer Nachbesprechung oder Gruppenreflexion entwickelt. Dies kann auch als Bestandteil einer Projektevaluation stattfinden. Ein Austausch trägt dazu bei, dass sich die Teilnehmenden bewusst werden, welche Kompetenzen sie erworben oder gestärkt haben. Vor allem aber wird dadurch vermieden, dass eine Arbeitgeber*innen-Arbeitnehmer*innen-Logik reproduziert wird.
Keine Vorlage? Kein Problem! Unsere Vorlage kann hier heruntergeladen und bearbeitet werden! Je nach Projekt können dies aber auch andere Formate wie «Reisepässe» oder «Stempelkarten» sein, um die Teilnahme an mehreren Events zu visualisieren. Idealerweise werden die Teilnehmenden zu Beginn des Projekts darüber informiert, dass ihre Teilnahme mit einem entsprechenden Nachweis dokumentiert werden kann.
Um zu veranschaulichen, wie solche Zertifikate oder Teilnahmebescheinigungen aussehen können, haben wir vier fiktive Beispiele erarbeitet. Neugierig, welchen Beitrag Baran Bürgerin, Cinthia Citizen, Pinar Partizipativ und Valon Volunteer an verschiedene Projekte geleistet haben? Neben vier Bespielen zur Veranschaulichung haben wir auch hierfür eine Vorlage zum Download und zur Bearbeitung erstellt.
Eine Selbstreflexion ermöglicht, den Erwerb von Kompetenzen und Wissen zu reflektieren und Feedback zu geben. Sie kann sowohl im Rahmen von Feedback-Schleifen während des Projekts als auch als Teil einer Projektnachbesprechung stattfinden. Mit einer kurzen Selbsteinschätzung zu Beginn des Projekts kann zudem bei Projektende eine Aussage zur Wirkung des Projekts auf die Kompetenzen und das Wissen der Teilnehmenden gemacht werden! Idealerweise werden die Teilnehmenden zu Beginn des Projekts darüber informiert, dass ihre erworbenen Kompetenzen mit einem entsprechenden Nachweis dokumentiert werden können.
Lasst Euch ruhig von anderen Bereichen, in denen freiwilliges Engagement Tradition hat, inspirieren oder beraten! In der Schweiz ist Benevol die Dachorganisation für Freiwilligenarbeit, in Deutschland die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (BAGFA).
Nicht nur Citizen Scientists eignen sich bei Citizen Science-Projekten Kompetenzen an – auch akademisch Forschende! Gerade im Bereich der Personalkompetenzen, Sozialkompetenzen und Kommunikationskompetenzen ist der Kompetenzzuwachs gross. Aber auch Methodenkompetenzen wie interdisziplinäres Verständnis oder Datenvisualisierung werden durch Citizen Science geschärft. Denkt bei Selbsteinschätzungen und Selbstreflexionen deshalb bitte möglichst an alle am Projekt Beteiligten.
Text: Olivia Höhener
Illustrationen: Ursina Roffler
Basierend auf dem Artikel: The potential of making competences acquired through Citizen Science visible (Olivia Höhener von Citizen Science Zürich und Tiina Stämpfli von Schweiz forscht)