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Auch in der sechsten Ausschreibung bestand ein grosses Interesse an unseren Seed Grants. Insgesamt sind 21 Projektanträge eingegangen, von denen wir fünf Projekte fördern können. Ob Wissenslücken rund um Solarenergie zu schliessen, mit einem ausgefallenen KI-basierten Monitoring mehr über Vogelpopulationen zu erfahren, gemeinsam mit Schüler*innen deren Nutzung von KI-Tools zu ergründen oder die Gesundheitsforschung zugänglicher und Patient*innen-zentrierter zu gestalten – es sind fünf vielfältige und spannende Projekte. Wir stellen sie Euch hier kurz vor.
Das Projekt möchte das Verständnis und die Akzeptanz von Solarenergie – einem Eckpfeilder der Schweizer Energiewende – verbessern. Eine Untersuchung von Studierenden der Hochschule Luzern im Jahr 2023 zeigte, dass Personen, die eine Photovoltaik-Anlage besitzen, oft über einen technischen Hintergrund oder ein starkes persönliches Netzwerk verfügen. Um auch andere Menschen zu erreichen und Wissenslücken zu schliessen, plant das Projekt einen Erfahurngsaustausch und eine «Schweizer Solarerzählung» zu schaffen. Im Rahmen dieser Initiative werden detaillierte Berichte über die Installation, den Betrieb und die Leistung von Anlagen gesammelt, um das gegenseitige Lernen und die informelle gegenseitige Validierung unter den Nutzer*innen zu fördern. Durch die Partnerschaft mit der Gemeinde Walenstadt, in der über 200 Anlagen installiert sind, nutzt das Projekt eine engagierte Community, die mit der Solarforschung vertraut ist, um diesen innovativen Ansatz zu testen.
Das Projekt erforscht KI-basierte Schreibpraktiken in Maturaarbeiten. Dabei spielen generative KI-Tools wie ChatGPT zunehmend eine Rolle, denn sogenannte Large Language Models können in Interaktion mit Nutzer*innen und mit einem Gedächtnis für die vergangene Kommunikation grammatikalisch korrekte, semantisch kohärente und pragmatisch sinnvolle Texte produzieren. (Hoch-)Schulen stehen darum vor der Aufgabe, anders über Schreiben und Schreibdidaktik nachzudenken. KI-Literacy sollte dabei eine zentrale Rolle spielen. Wie Schüler*innen solche KI-Tools aber tatsächlich nutzen, welches Potenzial sie diesen zuschreiben und welche Kompetenzen sie selbst als wichtig erachten, ist ungeklärt. Gemeinsam mit Schüler*innen, Schreibberater*innen und Lehrpersonen werden diese Fragen im Projekt untersucht, um KI-Schreibkompetenzen aus der Praxis heraus zu identifizieren.
Eines von vier Kindern und Jugendlichen ist von chronischen Schmerzen betroffen. Neue Forschungsergebnisse sind für sie und ihre Eltern aber meist nicht zugänglich. Denn die Verbreitung von Forschungsergebnissen dauert oft mehrere Jahre und erfolgt in erster Linie über wissenschaftliche Konferenzen und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften. Ein weiterer erschwerender Aspekt ist die Sprache und das Vokabular, welche Forschende und Fachpersonen in Gesundheitsberufen verwenden. Ziel des Projekts ist es, Jugendlichen mit chronischen Schmerzen zuzuhören und von ihnen zu lernen, um ihre Bedürfnisse und Fragen in Bezug auf die Verbreitung von Forschungsergebnissen, Kommunikation und Vokabular zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu verstehen. Das Projekt möchte daraus klar definierte Forschungsthemen und -fragen generieren.
Wir wissen noch bemerkenswert wenig über die Faktoren, die zu den weltweit gemeldeten Rückgängen der Vogelpopulationen beitragen. Um dies zu ändern, hat das Projekt auf künstlicher Intelligenz basierende Algorithmen entwickelt, die Vögel anhand von Bildern und Videos individuell identifizeren und bestimmte Merkmale – wie beispielsweise deren Grösse – extrahieren können. Diese KI-Algorithmen werden dann in ein intelligentes Vogelfuttergerät integriert. Das Ziel ist es, diese intelligenten Vogelfutterautomaten als Plattform für ein gross angelegtes Citizen Science-Monitoring von Wildvogelpopulationen zu nutzen. Da Millionen von Menschen in Europa Vogelfutterhäuschen besitzen, hat das Projekt das Potenzial, den bisher grössten Datensatz über Wildtiere auf individueller Ebene zu sammeln. Damit sollen grundlegende Fragen der Ökologie und Evolution beantwortet werden und die Auswirkungen des Klimawandels und anderer Bedrohungen in Echtzeit verfolgt werden können.
Im Krankenhaus aufgegriffene Lungenentzündungen (non-ventilator hospital-acquired pneumonia, nvHAP) sind eine häufige und schwerwiegende Infektion im Gesundheitswesen. Es gibt wirksame Präventionsmassnahmen, die jedoch nicht systematisch umgesetzt werden. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Bedürfnisse von Patient*innen und Familien zur Selbstbeteiligung an der nvHAP-Prävention zu untersuchen und gemeinsam mögliche Lösungen zu entwickeln – wie beispielsweise Poster, Broschüren oder kleine Produkte. Damit soll die Selbstwirksamkeit der Patient*inn erhöht und die Belastung des Gesundheitspersonals verringert werden.
Ursina Roffler