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Citizen Science bezeichnet die Beteiligung der Öffentlichkeit («Bürger*innen») am wissenschaftlichen Forschungsprozess. Es handelt sich um eine Form der Öffentlichkeitsbeteiligung, die in vielen Disziplinen angewandt wird und verschiedene Bezeichnungen hat, wie z. B. «Community Based Research», «Crowd-Sourced Data Collection», «Civic Science» und andere.
Tatsächlich gibt es verschiedene Definitionen und Interpretationen des Begriffs, die oft vom Kontext abhängen: Citizen Science kann sich in verschiedenen Forschungsbereichen und in Bezug auf die Gestaltungsprozesse, den Grad an Partizipation und die Art des Engagements unterscheiden. Sie umfasst sowohl Top Down-Ansätze, die von Forschenden gesteuert werden, als auch Bottom Up-Praktiken, die von der Community ausgehen. Der Europäische Verein der Bürgerwissenschaften (ECSA) definiert Citizen Science als «einen 'Oberbegriff', der eine Vielzahl von Möglichkeiten beschreibt, wie die Öffentlichkeit an der Wissenschaft teilnimmt, mit zwei gemeinsamen Hauptmerkmalen: (1) Bürger*innen sind aktiv an der Forschung beteiligt, in Partnerschaft oder Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen oder Fachpersonen; und (2) es gibt ein solides Ergebnis, wie z. B. neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Naturschutzmassnahmen oder politische Veränderungen».
Die beiden Schlüsselbegriffe, die die Methodik beschreiben, sind immer noch Gegenstand von (manchmal hitzigen) Diskussionen, da sie falsch interpretiert werden können. Der Begriff «Bürger*innen» ist in diesem Zusammenhang weit gefasst und bezieht sich auf Menschen mit einem breiten Spektrum an Kenntnissen und Fähigkeiten, die eine formale wissenschaftliche Ausbildung haben können oder auch nicht. Er steht im Gegensatz zu «Wissenschaftler*innen», die eine formale akademische Ausbildung in dem spezifischen Forschungsbereich des Citizen Science-Projekts haben und in akademischen oder anderen Forschungseinrichtungen arbeiten. Die «Produktion von wissenschaftlichem Wissen» impliziert, dass die Teilnehmenden in den Prozess der wissenschaftlichen Forschung oder Untersuchung eingebunden sind. Schliesslich können Citizen Science-Projekte eine soziale Komponente enthalten und somit als Demokratisierung der Wissenschaft und Förderung der sozialen und/oder ökologischen Gerechtigkeit angesehen werden. Auch hier gibt es verschiedene Fälle, darunter Projekte, die auf eine reine Untersuchung zu Forschungszwecken abzielen, und/oder Projekte, die darauf abzielen, Nachweise zu sammeln, um die Politik zu beeinflussen.
Citizen Science Zürich legt Wert auf partizipative Projekte. Damit Wissenschaft partizipativ sein kann, muss der Forschungsprozess so gestaltet sein, dass sich Bürger*innen in jeder Phase beteiligen können, wenn sie dies wünschen. In der Praxis bedeutet dies, dass die Bürgerforschenden von Anfang an einbezogen werden und die Möglichkeit erhalten, sich in einer bestimmten oder in mehreren Phasen des Forschungsprojekts zu engagieren. Das bedeutet nicht, dass alle Partner die gleichen Aufgaben übernehmen und über die gleichen Kompetenzen verfügen müssen. Alle Teilnehmenden sollten ihr Fachwissen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse auf unterschiedliche Weise einbringen können.
Unser Ziel ist es, den Grad an Partizipation zu maximieren und Bürgerforschende und akademisch Forschende in die Lage zu versetzen, auf eine Art und Weise zusammenzuarbeiten, die es allen Beteiligten ermöglicht, sich auf bestmögliche Weise zu engagieren.
Citizen Science-Projekte gibt es in verschiedenen Formen, mit unterschiedlichen Arten der Zusammenarbeit zwischen Projektorganisierenden und Projektteilnehmenden und mit unterschiedlicher Qualität der erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. In der Literatur finden sich mehrere Klassifizierungen, die den zunehmenden Grad der Beteiligung der Teilnehmenden an den verschiedenen Phasen des wissenschaftlichen Forschungsprozesses widerspiegeln.
Meistens werden Citizen Science-Projekte nach ihrem Grad der Beteiligung als «contributory», «collaborative» und «co-created» kategorisiert.
Die UN Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals, kurz SDGs) sind eine Liste von globalen Zielen, die 2015 gemeinsam von den 193 UN-Mitgliedstaaten und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft erarbeitet wurden. Sie sind Teil der UN Agenda 2030, ein globaler «Call for Action» für eine bessere und nachhaltigere Zukunft für uns alle.
Um die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele zu messen, sind qualitativ hochwertige, aktuelle und zugängliche Daten erforderlich. Es besteht ein starker Konsens darüber, dass eine aktive Beteiligung von Bürger*innen entscheidend ist. Durch Citizen Science hat jeder die Möglichkeit, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die einen unmittelbar selbst betreffen; eigene, neue Sichtweisen und Wissensgebiete in die Wissenschaft einzubringen und letztlich politische Entscheidungen zu beeinflussen.
Citizen Science Zürich ermutigt Projekte dazu, über ihren potenziellen Beitrag zu den globalen Bemühungen um nachhaltige Entwicklung nachzudenken. Dies geschieht durch die Schaffung von umsetzbarem Wissen und Daten, die helfen können, die UN-Nachhaltigkeitsziele auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu erreichen.