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Der Schweizer Staat platzierte bis weit ins 20. Jahrhundert jährlich Zehntausende von Kindern und Jugendlichen als kostenlose Arbeitskräfte in Pflegefamilien oder Heimen. Für dieses «dunkle Kapitel» der Schweizer Fürsorgegeschichte begann sich erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine breite Öffentlichkeit zu interessieren. In der Folge setzte nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Thematik ein. Bislang ist jedoch eine der Kernfragen der Fremdplatzierungsproblematik aus den wissenschaftlichen Debatten ausgeklammert worden: Was wurde in der (medialen) Öffentlichkeit über das behördliche Vorgehen sowie die Lebensbedingungen der betroffenen Minderjährigen bekannt gemacht?
Hier setzt das Forschungsprojekt Was war bekannt? an. Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion der Mediendebatten über das Thema Fremdplatzierung im 20. Jahrhundert in der Schweiz. Der Fokus liegt dabei auf einer qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse von überregionalen deutschsprachigen Tageszeitungen. Das Citizen Science-Projekt will nicht nur einen Beitrag leisten, die partizipative Forschung zum Thema Fremdplatzierung in der Schweiz im 20. Jahrhundert zu stärken, sondern auch bisher noch kaum berücksichtigte Quellenbestände (journalistische Publikationen) zu bearbeiten.
Mit der Konzeption als Citizen Science-Projekt soll es möglich sein, einerseits mit der Analyse grosser Datenmengen zu repräsentativen Befunden zu gelangen, andererseits eine neue partizipative Form der kulturellen Aufarbeitung des kontroversen Themas zu erproben. Das Projekt bietet dabei verschiedenen Interessengruppen die Möglichkeiten der Teilhabe und soll durch den gemeinschaftlichen Ansatz einen innovativen Beitrag zur politischen Bildung leisten.