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Bestäubende Insekten spielen eine entscheidende Rolle, da ca. 80 % der Wild- und Kulturpflanzen von ihrer Bestäubung abhängen. Im letzten halben Jahrhundert gab es jedoch einen dramatischen Rückgang der Insekten, welcher Teil einer sich beschleunigenden Biodiversitätskrise ist. In der Schweiz sind laut der Roten Liste rund die Hälfte aller Bienen- und Schmetterlingsarten bedroht. Dieser Rückgang ist besonders in den Städten zu spüren, wo Pollenmangel und Lebensraumfragmentierung die urbane Biodiversität bedrohen. Doch mit der richtigen Planung und Bewirtschaftung können Städte ein Refugium für Bestäuber sein.
Kleine Vegetationsflächen machen heute den Grossteil der öffentlichen Grünflächen in sich verdichtenden Städten aus. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass die Pflanzenvielfalt und der ökologische Wert dieser kleinen Grünflächen häufig übersehen und unterschätzt werden. Wir können grünere Städte mit einer grösseren biologischen Vielfalt schaffen, indem wir Arten fördern, die in unseren Städten gedeihen können, und indem wir Raum für die natürliche Regeneration von Arten schaffen, die bereits hier leben. In unserem Citizen-Science-Projekt «B3 - Bienen, Baumscheiben und Bestäubung» nutzten wir frühere Forschungsergebnisse und erweiterten sie, um zu prüfen, ob eine grössere Pflanzenvielfalt auch zu einer höheren Anzahl und Vielfalt von Bestäubern führt.
In Zusammenarbeit mit StadtWildTiere führte unser Projekt gemeinsam mit Freiwilligen eine Erhebung der Bestäuber in der Stadt Zürich durch. Die Freiwilligen wurden darin geschult, eine Auswahl von Insektenbestäubern zu bestimmen, wobei der Schwerpunkt auf Wildbienen und Schmetterlingen liegt. Dann begaben sie sich auf städtische Grünflächen (entlang grüner Tramgeleise, auf Baumscheiben und auf grosse Wildblumenwiesen), um die Blütenbesucher in ihrem gewählten Gebiet zu identifizieren und zu erfassen. In den Sommermonaten kehrten sie regelmässig zu ihren Untersuchungsgebieten zurück und beobachteten, wie sich die Blütenbesucher im Laufe der Jahreszeiten und mit der Mahd/Pflege der Grünfläche veränderten. Anhand dieser Daten konnten wir dann untersuchen, wie sich die Grösse der Grünflächen, die Vernetzung und die Blumenvielfalt auf die Artenvielfalt der Bestäuber auswirken.
Das Projekt hatte zum Ziel der Stadtbevölkerung die Ökologie und Schönheit der wechselseitigen Beziehungen zwischen Pflanzen und Bestäubern vor ihrer Haustüre näher zu bringen und das Potenzial ihrer lokalen Grünflächen als Teil eines grösseren städtischen Netzwerks und Ökosystems aufzuzeigen. Wir hoffen, die Wahrnehmung der Menschen für Städte als komplexe Ökosysteme und ihre Verantwortung für deren Pflege verändert und erweitert zu haben. Um unsere Städte zu den besten Lebensräumen für uns zu machen, müssen wir uns zunächst als eine weitere Spezies sehen, die hier ihr Zuhause hat. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir die Macht haben, unser Zuhause durch Gestaltung, Bepflanzung, Aussaat und Unterstützung unserer Mitbewohner in der Stadt für alle besser zu machen.