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Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrungen werden als besonders vulnerable Personengruppe adressiert. Nicht nur die Zugehörigkeit zu der Personengruppe der Geflüchteten schreibt ihnen eine vulnerable Position innerhalb der Gesellschaft zu, sondern auch ihr sozialer Status als «Kind» bzw. «Minderjährige». Mit der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention hat sich die Schweiz einerseits verpflichtet, das Kindeswohl insbesondere bei staatlichen Massnahmen zu berücksichtigen. Es gelte bspw. in Bezug auf die Asylpolitik grundlegend die Kinderrechte, wie das Recht auf besonderen Schutz, Bildungsmöglichkeiten und angemessene Unterbringungen einzuhalten. Andererseits solle soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. Dies bedeutet, Kinder und Jugendliche in Belange, die sie selbst betreffen, aktiv einzubinden, um so ihre Meinungen angemessen zu berücksichtigen. Dies setzt den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen sowie öffentlichen Räumen, wie bspw. Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten, angemessenen Unterbringungs- und Wohnformen ebenso voraus wie die Sicherung von Bedingungen, die für die Mitgestaltung notwendig sind.
In Bezug auf den Kontext Fluchtmigration kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere zivilgesellschaftliches Engagement von Freiwilligen, Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen Formen sozialer Teilhabe ermöglichen, etwa durch die Bereitstellung von Freizeit- und Sportprojekten, Sprach- und Bildungsprogrammen oder Mentoringprojekten im Bereich des Berufs- und Bildungswesens. Doch wie nehmen Kinder und Jugendliche selbst, ihre Eltern sowie freiwillig Engagierte und soziale Teilhabemöglichkeiten von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in der Schweiz wahr? Welche Bedingungen, Möglichkeiten aber auch Herausforderungen lassen sich aus Perspektive der jeweiligen Akteur*innen hinsichtlich der sozialen Teilhabe formulieren? An diesen Fragen setzte das partizipativ ausgerichtete Forschungsprojekt an.
Das Projekt zeichnete sich dadurch aus, dass freiwillig Engagierte, die im Flucht- und Asylwesen tätig sind und sich aufgrund dieser Erfahrungen mit Fragen der sozialen Teilhabemöglichkeiten auseinandersetzen, als Ko-Forscher*innen eingebunden wurden, mitwirkten und über relevante Fragen mitentscheiden konnten. Ziel war die Realisierung einer gemeinsamen, explorativen empirisch-qualitativen Vorstudie durch Forschende und Bürger*innen. Das Projekt war multiperspektivisch angelegt: Über Interviews, informelle Gespräche und Gruppendiskussionen wurden die Perspektiven verschiedener Akteur*innen, wie freiwillig Engagierte, Kinder und Jugendliche als auch Eltern erhoben.
Das unter Beteiligung von Forschenden und Bürger*innen durchgeführte Projekt leistete einen Beitrag, Wissenslücken über die Situationen von geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu verringern, sowie vielfältige Anregungen für eine informierte öffentliche wie praxisbezogene Diskussion zu geben.